Dass ich einmal koreanische Food Produkte herstellen würde war nicht geplant

Sung-Hee die Gründerin von Arang mit einem schwarzen T-Shirt mit Arang Aufdruck

Sung-Hee von Arang über K-Food, K-Pop und wie sie die koreanische Küche nach Deutschland bringt

 

Wer ist Sung-Hee und was hat es mit Arang auf sich?

Ich heiße Sung-Hee, bin 43 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Ich bin in Deutschland geboren, fühle mich der koreanischen Kultur aber sehr nah. Durch meine Eltern bin ich mit der koreanischen Küche aufgewachsen. Dass ich einmal koreanische Food Produkte herstellen und verkaufen würde, war nicht geplant. Begonnen hat alles mit der Idee, die gesunde und schmackhafte Seetangsuppe aus Korea auch Menschen in Deutschland zugänglich zu machen. Und daraus hat sich dann Schritt für Schritt mein Food Start Up Arang entwickelt.

 

Arang ist der Name des koreanischen Restaurants deiner Eltern. Was ist dein absolutes koreanisches Lieblingsgericht, das dich an das Restaurant und deine Familie erinnert?

Ich war leider noch zu klein, als meine Eltern das Restaurant hatten, daher gibt es keine Erinnerungen an bestimmte Speisen. Ein Lieblingsgericht habe ich aber auf jeden Fall! Das ist der Kimchi-Eintopf mit Schweinerippchen meiner Mutter, der absolut legendär ist. Meine Schwestern und ich sind der Meinung, dass niemand besser den Kimchi-Eintopf kochen kann als unsere Mutter. Und daran zeigt sich das Besondere am Kochen: Trotz Rezeptur und vermeintlich genauem “Nachkochen” gibt jeder seinem Gericht eine persönliche und individuelle Note.

 

Was unterscheidet die Produkte von Arang von anderen K-Food Produkten?

Seetangsuppen sind zwar auch in koreanischen und asiatischen Lebensmittelläden erhältlich, aber es handelt sich dabei um Instantsuppen, die mit Wasser aufgegossen werden müssen. Da sind allerlei Zusatzstoffe enthalten und der Geschmack ist natürlich ein ganz anderer. Die Seetangsuppen von Arang werden händisch gekocht und abgefüllt und das schmeckt man natürlich. Darüber hinaus handelt es sich um Deutschlands erste Bio-Seetangsuppen überhaupt.

Was die Marinaden betrifft, so findet man die typische Bulgogi und Gochujang Sauce auch von namhaften koreanischen Marken. Aber auch da unterscheiden sich die Produkte von Arang von den großen Brands, da sie frei von Zusatzstoffen wie Glutamat, Konservierungsmittel sowie Aromen sind. Aktuell produziere ich die Marinaden noch per Hand selbst, aber auch da ist die Aussicht, dass sie zukünftig von einem vertrauensvollen Partner produziert werden. 

 

Die Seetangsuppen von Arang werden händisch gekocht und abgefüllt und das schmeckt man natürlich. Darüber hinaus handelt es sich um Deutschlands erste Bio-Seetangsuppen überhaupt.

Die koreanische Küche ist so wie K-Pop aktuell in aller Munde. Wie fühlt sich das für dich an und wie stehst du zu dieser Entwicklung?

Die Entwicklung der koreanischen Küche in Deutschland beobachte ich in Deutschland quasi seit meiner Kindheit und Jugend. Damals in den 80er Jahren haben sich bei Kimchi viele die Nase gerümpft. Die koreanische Küche war für viele zu scharf, mit zu viel Knoblauch zugesetzt und überhaupt hatten die meisten Menschen hier in Deutschland auch keine Vorstellung vom Land Korea, geschweige denn vom koreanischen Essen. Dass mittlerweile ein Fermentierungshype in Deutschland ausgebrochen ist und Foodies ihr eigenes Kimchi zu Hause fermentieren, finde ich immer noch unglaublich. Die K Pop Kultur trägt natürlich dazu bei, dass die koreanische Küche in Deutschland immer beliebter und bekannter wird. Grundsätzlich finde ich das toll, aber ich würde mir auch wünschen, dass Korea nicht nur auf das Phänomen K Pop reduziert wird. Denn die Kultur Koreas, was ja die koreanische Küche mit einschließt, hat so viel mehr zu bieten als nur K Pop!

 

Zu Beginn der Gründung war es sicherlich nicht einfach für dich. Gibt es einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Nicht vergessen werde ich Weihnachten 2020 als ganz Deutschland sich im zweiten Lockdown befand. Während der Weihnachtsfeiertage habe ich viel Seetangsuppe gekocht und an Rezepten gefeilt (man hat ja absolut nichts verpasst da draußen!). Denn Heilig Abend habe ich mich entschieden, die koreanische Seetangsuppe auf den Markt zu bringen. Ich glaube, während Corona haben viele Menschen einiges in ihrem Leben hinterfragt und so war es auch bei mir. Damals war es nur eine Idee und ich hatte überhaupt noch gar kein Geschäftsmodell oder ähnliches. Ich wurde schlichtweg getrieben von der Vorstellung: “Wenn ich es jetzt mit Ü40 nicht versuche, wann dann?”

 

In den 80er Jahren haben sich bei Kimchi viele die Nase gerümpft. (...) Dass mittlerweile ein Fermentierungshype in Deutschland ausgebrochen ist und Foodies ihr eigenes Kimchi zu Hause fermentieren, finde ich immer noch unglaublich. 

 

Dann gab es sicherlich auch sehr glückliche Momente. Auf welche Erfolge bzw. Projekt im Zusammenhang mit Arang bist du besonders stolz?

Es gab in den letzten Monaten einige Erfolge, auf die ich schon stolz sein kann, wie z.B. dass ich meine Crowdfunding-Kampagne (Einsammeln von 10.000 Euro) erfolgreich zum Abschluss gebracht habe oder dass ich den 1. Preis beim Finale von “Create F - The Female Founders Show” mit nach Hause nehmen durfte. Und grundsätzlich bin ich stolz darauf, dass ich dieses Business trotz vieler Unsicherheiten und ja, auch Unwissenheit, Schritt für Schritt aufgebaut habe. Am Anfang habe ich mich sehr oft allein gefühlt, da ich keinen Sparringpartner habe und so vieles nicht wusste. Das ist nach wie vor so, aber mit der Zeit lernt man, sich aktiv sein Sparring einzuholen und damit zu leben, dass vieles anders ist als geplant.

 

Wie geht es weiter? Wo siehst du Arang in 5 – 10 Jahren?

Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich mich nach einer Finanzierung umsehen muss. Aktuell bootstrappe ich, aber auf Dauer wird das nicht gehen, da die Beträge zur Vorfinanzierung immer größer werden. 

Mit der Mission, die koreanische Küche in die deutschen Haushalte zu bringen, stehen in 10 Jahren mit einer Selbstverständlichkeit die Bulgogi und Gochujang Sauce von Arang neben einer Tabasco und einem Balsamicodressing in den Küchenregalen!

 

Was würdest du angehenden Gründer*innen im Food Bereich raten?

Auch wenn es bereits einige Sachen gibt, die ich im Nachhinein anders gemacht hätte - letztendlich glaube ich, dass jeder mit seinen eigenen Trial and Errors am meisten lernt. Ganz groß hervorheben würde ich das Thema Netzwerken und Austausch mit Gleichgesinnten - unabhängig davon, ob im Food Bereich oder nicht.

Und man sollte keine Angst davor haben, dass jemand einem seine Gründungsidee wegnehmen will. Sich früh mit Freund*innen oder Bekannten auszutauschen ist sehr sinnvoll, um wertvolles, eventuell auch kritisches Feedback zu erhalten. Man sollte grundsätzlich eine gute Selbsteinschätzung haben und sich darüber bewusst sein, dass das Gründen ein Marathon ist und kein Sprint! 

 

Sung-Hee vielen Dank für das Interview!