#FromKibera To The World - Das Fashion Label aus den Slums von Nairobi

Kreativität, Straße, Kenia - Anna Framhein und Bevern Oguk über die Kunst, in Nairobi ein Fashion Label zu gründen

Wer seid ihr und was hat es mit Boguk auf sich?

Boguk steht für Bevern Oguk. Das ist der Name unseres Creative Designers. Die zwei Punkte über dem G stehen dafür, dass wir zu zweit hinter der Marke stehen. Boguk wurde 2019 von uns beiden, Bevern Oguk und Anna Framhein, gegründet. Wir sind ein modernes kenianisches Fashionlabel und haben unsere gesamte Produktion in Kibera, dem größten sogenannten Slumgebiet in Nairobi. Für uns ist es "The Hood". 

 

Wir arbeiten mit den lokalen Künstler*innen zusammen an unseren Produkten und bringen somit das Kreative der Straße direkt zu unseren Kund*innen.

Ihr habt euer Label in Kenia gegründet und Anna ist aus Deutschland dazugestoßen. In welcher Hinsicht haben eure verschiedenen Backgrounds euer Label beeinflusst bzw. beeinflussen es immer noch?

Bevern ist der Kreative und steht für kenianische Fashion, Kultur und Craftsmanship. Ich halte mich aus diesem Bereich völlig heraus, da ich der Überzeugung bin, ein afrikanisches Label sollte nicht durch mich als Ausländerin in seiner Originalität beeinflusst werden.

Mein Job ist die komplette Infrastruktur der Firma. Kooperationspartnerschaften, Supply-Chain-Management, HR, Accounting, Finanzen. Darum kümmere ich mich.

 

Was unterscheidet Boguk von anderen Fashion Labels?

Unsere Kund*innen sind zu über 90 % aus Kenia. Wir sind ein afrikanisches Label, das auf dem afrikanischen Markt konsumiert wird. Dadurch sind wir authentisch und spiegeln den Trend in Nairobi, dem urbanen Kenia wider.

Im Gegensatz dazu gibt es viele Brands, die eine afrikanische Idee und Styles in die westliche Welt verkaufen, die hier in Kenia aber niemand tragen würde. Also Afrika für den westlichen Traum von Afrika. Das hat aber wenig mit der Realität hier vor Ort zu tun.

 

Am Anfang war es sicherlich nicht einfach für euch. Gibt es einen Moment, der euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es viele kleine Momente. Zum Beispiel, wenn man sein ganzes Marketing hinter ein Produkt steckt und dann andere Leute die Ideen kopieren.

Ebenfalls kann die komplette Logistik in Kibera einem schlaflose Nächte bereiten: Zum Beispiel, wenn es regnet und die Stromversorgung für mehrere Tage komplett zusammenbricht und die Produktion stillsteht.

Das Schlimmste ist aber mit Sicherheit das Supply-Chain-Management. Da kommt es auch mal vor, dass man gerade ein Produkt entworfen, geshootet und ins Marketing gebracht hat, nur um dann festzustellen, dass der Stofflieferant, der sonst 100%-ig, ganz sicher, immer den bestimmten Stoff beschaffen kann, auf einmal nichts mehr hat und auch nicht weiß, ob er jemals wieder an den Stoff rankommt. Sowas ist extrem frustrierend.

 

Dann gab es sicherlich auch sehr glückliche Momente. Auf welche Erfolge im Zusammenhang mit BOGUK seid ihr besonders stolz?

Die Corona Pandemie brach in unserem ersten Geschäftsjahr aus und wir hatten richtig Angst, wie es für uns weitergeht. Ich bin ja hauptberuflich Ärztin bzw. Internistin und nach den ersten 3 Tagen Schrecken im Lockdown habe ich Bevern in Kenia aus der Notaufnahme in Hamburg angerufen und ihm gesagt: “Wir machen jetzt Masken und wir werden die besten Masken aus Stoff für den kenianischen Markt entwickeln.”

 

Die Corona Pandemie brach in unserem ersten Geschäftsjahr aus und wir hatten richtig Angst, wie es für uns weitergeht.


Das hat geklappt und die Firma ist unglaublich gewachsen. Wir haben durchgehend neue Leute einstellen müssen, um die Auftragslage zu bedienen und haben, glaube ich einen guten Beitrag für den Schutz vor Ansteckung, die Arbeitsplätze in Kibera und auch etwas für den Umweltschutz geleistet. Denn, unsere Masken haben für gute 12 Monate gehalten, waren einfach zu reinigen und wiederverwendbar.

 

Wie geht es weiter? Wo seht ihr euch und Boguk in 5 – 10 Jahren?

Wir würden uns gerne mehr auf dem internationalen Markt positionieren mit unseren Hüten, Kimonos und kreativen Stylings. In Nairobi sind wir immer mehr auf Maßanfertigungen spezialisiert und sind daher auch aus der Shopping-Mall in ein kleines Studio Atelier gezogen.

Insgesamt sehen wir uns auch als Vorreiter*innen für viele andere "Made in Kenya" Brands und versuchen strukturell mehr Exposition und Plattformen für die kreative Startup Szene in Nairobi zu schaffen. Wir haben zum Beispiel einen "Made in Kenya-Shop" an der Küste in Watamu, wo ich mittlerweile lebe, und verkaufen dort auch Produkte unserer Startup-Freund*innen.

 

Was würdet ihr angehenden Gründer*innen im Fashion Bereich raten?

Ich würde Menschen immer raten, zunächst ein Nischenprodukt zu entwickeln und dieses Produkt gezielt zu platzieren und nach vorne zu bringen. Viele Kreative wollen der Welt zeigen, was sie alles können, aber die Vielfalt kann auch zerstören und ein junges Label kaputt machen. Konsument*innen brauchen Wiederholung und Wiedererkennungswert. Das sind bei uns die Hüte.

Zudem haben die meisten jungen Unternehmer*innen hier sehr große Probleme damit, Preise richtig zu berechnen. Es ist nicht nur ein Stück Stoff und Produktion. Es gibt Logistik, Betriebsnebenkosten, Steuern etc.

Ich würde Menschen immer raten, sich damit ausführlich zu beschäftigen, bevor sie loslegen. Viele denken, ihre Idee sei einzigartig, aber das stimmt nicht. Es gibt Kreative auf der ganzen Welt und nur wenige schaffen es, eine Firma aufzubauen. Gute Produkte sind wichtig, aber eine gute Infrastruktur und ein klarer Businessplan sind der Schlüssel zum Erfolg.

 

Gibt es noch etwas, was wir über euch wissen sollten?

An dieser Stelle können wir uns einfach nur bei den kenianischen Influencer*innen, Stars und Sternchen aus Fashion, TV, Radio und allen Bereichen der kreativen Szene sowie allen anderen Kund*innen bedanken.

Die Kreativität der Kenianer*innen in Sachen Styling und Marketing ist endlos. Wir werden überschüttet mit Posts, Reels und Blogs auf den Social Media Kanälen und wir sind unendlich dankbar für den Support! Ahsante sana!!!

 

Anna und Bevern, vielen Dank für das Interview.

 

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