Das bedeuten die Abkürzungen PoC, BPoC, BIPoC
Wofür stehen die Abkürzungen PoC, BPoC und BIPoC und was sind eigentlich People of Color?
In diesem Beitrag erfährst du, was es mit diesen Akronymen auf sich hat und warum du sie gegenüber Fremdbezeichnungen bevorzugen solltest.
Kurz gefasst handelt es sich bei den Abkürzungen um politische Selbstbezeichnung rassistisch diskriminierter Personen. Dabei stehen die Akronyme für:
Abk. |
Englisch |
Deutsch |
BIPoC |
Black, Indigenous and People of Color |
Schwarz, Indigen, People of Color |
BPoC |
Black and People of Color |
Schwarz und People of Color |
PoC |
People of Color |
People of Color |
Anders als Begriffe wie Menschen mit Migrationshintergrund, Einwanderer:innen, Zugewanderte, Migrant:innen oder Flüchtlinge wurden die Bezeichnungen Schwarz, Indigen und People of Color und deren Zusammenschluss in der Abkürzung BIPoC den Betroffenen nicht von der Mehrheitsgesellschaft oder von Kolonialmächten auferlegt. Stattdessen handelt es sich um Selbstbezeichnungen, die von den Communities heraus als Ergebnis langjähriger Widerstände gegen koloniale Unterdrückung und den Einsatz für die Gleichberechtigung entstanden sind.
Gemeint sind damit aber nicht einzelne, eindeutig voneinander separierbare Bevölkerungsschichten. Ganz im Gegenteil: Das Akronym BIPoC schließt alle Menschen ein, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Namen, Hautfarbe oder Aussehen Diskriminierungserfahrungen gemacht haben oder diesen regelmäßig unterliegen. Menschen, die nicht davon betroffen sind, werden als weiße bezeichnet.
Weiß und Schwarz sind nicht (primär) Hautfarben
Aber Vorsicht: weiß und Schwarz (großgeschrieben) sind keine Kategorien, die sich auf die Hautfarbe per se beziehen. Weiß und Schwarz sind soziale Konstrukte, die auf die Privilegien von Menschen, die keine Diskriminierungserfahrungen machen hinweisen. Diese Privilegien äußern sich auf vielfältige Art und Weise und sind weißen Menschen häufig gar nicht bewusst, weil sie sich selten damit auseinandersetzen müssen. Dazu zählen zum Beispiel die Privilegien, bei der Wohnungssuche oder bei der Jobsuche nicht von Vorurteilen betroffen zu sein oder ohne Benachteiligung am Bildungs-, Justiz- und Gesundheitssystem teilhaben zu können. Schwarze Menschen hingegen erleben Benachteiligungen in all diesen und weiteren Bereichen, da ihnen bewusst oder unbewusst negative Merkmale zugeschrieben werden, die häufig von Medien und der Gesellschaft reproduziert werden.
Schwarzen Menschen wird der soziale Aufstieg (un)bewusst erschwert
Als Folge dieser Vorurteile sind Schwarze Menschen seltener in relevanten Schlüsselpositionen vertreten und können Traumata erleiden, die ihnen die Teilhabe an der Gesellschaft und den gesellschaftlichen Aufstieg zusätzlich erschweren. Weiterhin mangelt es Schwarzen Menschen bereits in der frühen Kindheit an Vorbildern, da die meisten positiven Eigenschaften weißen Menschen zugeschrieben werden wodurch Held:innen und Protagonist:innen in Comics, Märchen, Kinderbüchern und Filmen als Weiße dargestellt werden. Das sorgt bereits früh für ein Gefühl der Andersartigkeit und Ausgeschlossenheit, das sich im Laufe der Jugend und mit zunehmenden Diskriminierungserfahrungen verstärkt. Deshalb ist es für eine weltoffene, demokratische Gesellschaft wichtig, die Repräsentanz von People of Color in den Medien und in wichtigen Schlüsselpositionen zu fördern.
Die Übersetzung von People of Color ist nicht farbig!
Du liest richtig: People of Color ist nicht mit farbig gleichzusetzen und wird auch im Deutschen ohne Übersetzung verwendet. Während die Bezeichnung People of Color seinen Ursprung in den amerikanischen Sklavenbefreiungs- und Bürgerrechtsbewegungen hat, ist die Bezeichnung farbig (engl.: colored) eine Zuschreibung, die zugrunde legt, dass es „farbige“ und „nicht farbige“ Menschenrassen gibt, was wiederum wissenschaftlich widerlegt ist. Akademiker:innen sind sich einig, dass es nur eine menschliche Rasse gibt und das ist der Mensch selbst.
Woher stammt der Ausdruck People of Color?
Der Ausdruck People of Color stammt von der Bezeichnung free people of color, der im 18. Jahrhundert freigelassene Sklaven in den englischen Kolonien Nordamerikas beschrieb. Die Selbstbezeichnung citizens of color wurde während der Afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung durch Martin Luther King, Jr. geprägt und entwickelte sich in den 70er und 80er Jahren durch Schwarze Aktivist:innen in den USA zu dem heutigen Ausdruck People of Color bzw. Person of Color. Dennoch bleibt der Begriff umstritten. Einige Menschen sehen darin eine Möglichkeit nicht-Weiße Menschen geschlossen zu bezeichnen und somit für Solidarität untereinander zu sorgen. Andere wiederum sehen darin die spezifischen Erfahrungen von Nachkommen von Menschen, die von der Sklaverei betroffen waren, nicht ausreichend gewürdigt.
Was sollte ich nun verwenden?
Schlussendlich kann die Suche nach dem richtigen Begriff herausfordernd sein und zur Wahrheit gehört, dass es keine perfekte Bezeichnung gibt. Sprache ist im ständigen Wandel. Zunächst einmal solltest du prüfen, ob es überhaupt sinnvoll und relevant ist eine Gruppe von Menschen besonders hervorzuheben. Wenn dem so ist, solltest du Fremdbezeichnungen wie Menschen mit Migrationshintergrund, Einwanderer:innen, Zugewanderte, Migrant:innen oder Flüchtlinge versuchen zu vermeiden. Die Abkürzungen BIPoC, BPoC und PoC oder Selbstbezeichnungen wie Schwarze, Indigene, People of Color bzw. Person of Color stellen dabei gute Alternativen dar.
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Bei vollefarben.de nutzen wir das Akronym BIPoC und meinen damit alle, die – genauso wie wir – Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Namen, Hautfarbe oder Aussehen gemacht haben. Unser Ziel ist es, diese Plattform zu nutzen, um für mehr Sichtbarkeit, Zusammenhalt und Wachstum in der Community zu sorgen. Das tun wir indem wir den Kreativen und Unternehmer:innen eine Bühne bieten, bei der sie von der breiten BIPoC Community wahrgenommen und supportet werden können.